Schalom, Salam, Grüß Gott – mit Abraham unterwegs zueinander
Abraham, der Urvater der drei „abrahamitischen“ Religionen stand in diesem Jahr im Mittelpunkt der Kinderbibelwoche der „Schlaufüchse“ des Luise-Scheppler-Kindergartens. Seit vielen Jahren findet jeweils von Montag bis Freitag für die Kinder, die im Sommer in die Schule kommen, ein Erlebniswoche zu einem besonderen biblischen Thema statt. Täglich gibt es verschiedene Geschichten zu einem gemeinsamen Thema oder eine längere Geschichte über eine Person, deren Teile dann in Abschnitten erzählt und erlebt werden.
Mit Abraham, den Gott auf einen noch unbekannten Weg schickte, machten sich also 2024 die „Schlaufüchse“ auf den Weg. Und die Geschichte begleitete in diesem Jahr nicht nur „Otto“ das Erzählkamel, sondern auch das Bild vom „Engel der Kulturen“, das Pfarrerin Eva-Maria Schnarre, mitgebracht hatte. In diesem Engel sind alle drei Religionen vereinigt, die sich auf Abraham zurückführen.
Am Montag ging es in der Geschichte von Abraham los – und auch mit den Erlebnissen rund um die biblische Gestalt – mit Vertrauensübungen, Liedern, dem Versuch Sand zu „zählen“ und der Gestaltung eines Sternenhimmels, unter dem auch biblische Urvater gestanden haben muss, um Gottes Versprechen eines „großen Volkes“ zu erhalten.
Am Dienstag haben Kinder, Erzieherinnen, Pfarrerin und „Otto“ genau diese Sterne, die – so wussten mittlerweile alle – auch das Symbol des jüdischen Glaubens und damit auch Teil im Gewand es Kulturen-Engels sind, dann entdecken können in der Synagoge in Herford.
Vorstandsvorsitzender Matitjahu Kellig, beantwortete alle Fragen, die das Erzählkamel und die Kinder hatten über den jüdischen Glauben. Die kleinen und großen Besucher*innen bekamen den großen siebenarmigen Leuchter dort ebenso erklärt wie den Thora-Schrein, Gebetsschal und Gebetsriemen,… Kurz: „Herr Matti“ konnte unter dem tollen Sternenhimmel des jüdischen Gotteshauses etwas erreichen, das wohl Grundlage aller Toleranz der verschiedenen Kulturen und Religionen ist: ein Kennenlernen ermöglichen, aus dem dann weitere Gespräche entstehen.
Das war übrigens dann auch am Mittwoch so, als das Ziel des dritten Tages der Kinderbibelwoche „Bünde“ hieß. Beim Ganztagsausflug ging es nämlich zur neuen Moschee in der Amtshausstraße. Dort war man wieder unendlich offen und gastfreundlich. Die Kinder erfuhren etwas über die Gebetsrufe, die der Imam ihnen ebenso zeigte wie die Rezitation einiger Suren aus dem Koran. Ihm und den Männern und Frauen, die ihm zur Seite standen, hörten die Kinder aufmerksam zu und „Otto“ durfte nachfragen – und vergleichen, was hier gleich oder anders war als am Tag davor und bei den regelmäßigen Besuchen der Kita-Kinder in der Christuskirche.
Und als neben die Erklärungen danach noch leckeres Fladenbrot mit Schafskäse und selbstgebackener Kuchen in einem Nebenraum des Gebetsraums aufgetischt wurde, waren sich alle einige, dass die Geschichte sehr spannen war, die natürlich immer weitererzählt wurde – von Sara und Hagar, vom Ismael und Isaak und von Miteinander und mancher Eifersucht, von gelungener Gemeinschaft und verschiedenen Wegen, die Gott dann manchmal mit Menschen geht. Und diese Geschichte eint und nicht trennen sollte.
Und wo man schon einmal in Bünde war, gab es danach ein leckeres Picknick vor der katholischen Kirche, um danach das nur einige Meter entfernte Stadtmuseum zu besuchen, in der es derzeit eine tolle „Mitmachmaschine“ zu entdecken gibt. Eine Stunde lang Bewegung und Basteln, „Klecksen“ und Toben… Kein Wunder, dass alle nach diesen vielen Eindrücken und Zug- und Busfahrten und ganz viel „Erleben“ am Nachmittag zufrieden und auch etwas „geschafft“ in die Kita zurückkehrten.
Trotzdem waren am Donnerstag dann wieder alle dabei, denn da war das dritte der Symbole auf dem „Engel der Kulturen“ zu finden. Nach dem Stern und dem Halbmond, den man auch auf der Kuppel der Moschee entdeckt hatte, wollte man nun der Suche nach dem dritten Symbol, dem Kreuz, nachgehen. Davon gab es viele in der Christuskirche zu entdecken – und gemeinsam mit Otto nahmen sich alle Zeit alles genau anzusehen: den Altar, das Taufbecken, die Orgel,… Nach einer mittäglichen „Pommesschlacht“ gestalteten die Kinder dann selbst „Engel der Kulturen“.
Danach feierte man am Freitag dann in einem selbstgebauten Zelt gemeinsam mit „Otto“ ein richtiges Friedensfest – so wie es Abraham und seiner so unterschiedlichen Familie sicher gefallen hätte – fröhlich und gastfreundlich. Es gab selbstgemachten Obstsalat und Gemüsespieße, leckeren selbstangefertigten Pudding und zum Abschied den „Ohrwurm“ mit nach Haus, der sich musikalisch durch die Woche gezogen hatte:
„Schalom und Salam, Grüß Gott und Namaste. Herzlich willkommen, wie schön, dass ich dich seh! Namaste und Grüße Gott, Salam und Schalom, Friede sei mit dir, Friede sei mir dir!“
Vielleicht können es solche kleinen Schritte aufeinander zu sein, die die Menschen nicht immer mehr zu einer „Spaltung“ in unserer Gesellschaft führen, sondern auf einen Weg zu mehr Toleranz und den Willen, einander zu begegnen und kennenzulernen.
Kindlich naiv – oder: Nur so geht´s ?!