Ostwestfalen tanzt und singt – Afrikanische Lebensfreude steckt an

„Thlokomela“ heißt „Pass auf dich auf!“. Und das ist die Motivation des Chorleiters Dawid Sauber, genannt „Kalu“, der schon seit vielen Jahren junge Menschen in den Townships Windhoeks/Namibia um sich scharrt, um gemeinsam Musik zu machen. „Pass auf dich auf und lass dich nicht hineinziehen in den Strudel von Armut, Perspektivlosigkeit und Resignation, der in solchen Townships oft herrscht. Tu was du kannst, damit von der Straße weg kommst, auf der Leben oft auf falsche Wege gerät. Tu was du kannst, damit sich etwas ändert!“

Durch das behutsame Heranführen des Chorleiters an das Singen und Musizieren und die konsequente Begleitung dieses fast asketisch wirkenden hageren Mannes, werden die Jungen und Mädchen zu einem harmonischen Klangkörper, der sie selbst erfahren lässt: „Wir können etwas Tolles leisten!“ Und für die Zuhörer ist die Musik von „Thlokomela“, wie auch der Chor benannt ist, ein Geschenk. Das können Menschen dort in Windhoek bei den zahlreichen Konzerten erleben, die die Instrumentalisten und Sänger*innen geben.

Aber auch hier bei uns war es schon mehrfach möglich, denn „Thlokomela“ hat schon einige Male die Region Herford besucht und begeistert.

Die Ev. Emmaus-Kirchengemeinde, von der die Kontakte damals ausging und andere Kirchengemeinden in den Kirchenkreisen Herford und Vlotho kamen erst jetzt gerade wieder in den Genuss der Musik und herrlicher Begegnungen der sehr verschiedenen Kontinente.

Natürlich begeisterten wieder die fünf Konzerte, die an den Abenden in den Kirchen Valldorf, Schweicheln, Herford-Christus, Westerenger und Siemshof stattfanden, das Publikum.

Nach einem ersten Teil eher ruhiger und getragener Musik, bei der der nun angereiste Vocalchor seine christlichen Wurzeln deutlich zeigte und geistliche Lieder in verschiedenen Sprachen eindrücklich zu Gehör brachte, standen im zweiten Teil die afrikanischen Gesänge und Tänze im Mittelpunkt. Kein Wunder, dass es besonders hierbei auch manche Ostwestfälin und manchen Ostwestfalen nicht auf den Sitzen hielt. Worte und Rhythmen der sechs jungen Frauen und neun jungen Männer wurden aufgenommen, und es wurde gesungen, geklatscht und sogar mit getanzt. Die Sängerinnen und Sänger bereicherten auch den Konfirmationsgottesdienst der Ev. Emmaus-Kirchengemeinde.

Zu fast noch eindrücklicheren Begegnungen kam es aber vor allem auch bei den verschiedenen Workshops und Sonderkonzerten von „Thlokomela“.

In drei Kindergärten – dem Luise-Scheppler-Kindergarten und dem Markuskindergarten in Herford und dem Kindergarten in Westerengern – gelang es den Musiker*innen Kindern die Begeisterung an der Musik zu vermitteln und zu überwinden, was andere zunehmend wieder problematisieren möchten.

Jeder war anders - von der Hautfarbe, der Nationalität, der Kultur – und trotzdem gelang über die Musik Völkerverständigung über Generationen- und Sprachgrenzen hinweg.

So gelang es auch beim Besuch des Chores im Seniorenzentrum „Johanneshaus“ in Herford, dem die jungen Leute einen musikalischen Besuch abstatteten.

Die älteren Menschen, denen es möglich war, bewegen sich im Rhythmus der fremden und oft fröhlichen Musik mit. Und manche blitzenden Augen von denen, denen Worte bereits schwer über die Lippen wollen, ließen etwas von der Freude ahnen, die dieser Besuch und die Lebendigkeit der jungen Menschen ihnen mitgebracht hatten.

Besonders lebendig ging es auch beim Workshop des Chores im Anna-Siemsen-Berufskolleg zu. Die Schüler*innen von zwei Klassen der Schule lernten die Mitglieder des Chores zuerst in einem „Speed-Dating“ kennen. Dabei wurden auf Englisch Informationen über die jeweiligen Lebensumstände von jungen Menschen in Deutschland und Namibia ausgetauscht. Dann wurden mehrere Lieder des Chores gemeinsam eingeübt und nach einem Mittagessen, das die deutschen Schüler*innen vorbereitet hatte, gab es dann im Foyer der Schule ein gemeinsames „Konzert“.

Afrikanische und deutsche Jugendliche sangen und tanzten – und animierten viele der vorbeieilenden Schüler*innen anderer Klassen zunächst neugierig stehen zu belieben und schließlich sogar einige sogar sich selbst im Rhythmus der Musik zu bewegen. Dabei wurden zwar auch kulturelle Unterschiede deutlich, denn manche Nationen sind der Bewegung stärker zugetan als scheinbar andere. Aber alle gemeinsam war die Freude am Miteinander ab zu spüren. „Ihr seid „Peacmaker“ – d.h. „Friedensstifter“ sagte darum zuletzt auch eine der Schülerinnen und richtete ihren Dank an den Chor.

Dem kann man sich tatsächlich von ganzem Herzen anschließen.

Ganz „handfest“ wurde dieser Dank von den jungen Menschen dann übrigens am „freien“ Donnerstag der Woche Aufenthalt in Herford erlebt, als man ihnen einen Ausflug schenkte.

Zuerst ging es zu einer Bekleidungsfabrik, in deren Outlet einiges beschafft werden konnte für die doch recht kühle Witterung, auf die mancher der sonnenverwöhnten Gäste doch so nicht eingerichtet war. Danach wurde ein tolles Picknick genossen und es folgte ein Besuch im Zigarrenmuseum in Bünde, wo die Mitfahrenden Einblick in eine für diese Region ehemals typische Verdienstmöglichkeit für viele Menschen erhielten. Danach ging es zum Bowlen.

Danke „Thlokomela“ – und Danke allen Unterstützern dieses Aufenthaltes, ob Organisator*innen der Konzerte, Begleitende der Workshops, den Gasteltern oder dem „Ausschuss für Mission und Ökumene“, der durch eine finanzielle Unterstützung den Ausflug mit ermöglichte.