Frauengottesdienst zum Weltfrauentag zum Beginn der Passionszeit

Den „Weltfrauentag“ kennt man schon lange in Osteuropa und darüber hinaus. Für manche ist es ein Tag, um den Respekt vor Leistungen von Frauen in Familie, Haushalt und Beruf einmal bewusst laut werden zu lassen. Andere nutzen ihn als besonderen Anlass, auf die oft noch ausstehende Gleichberechtigung für Frauen hinzuweisen und auf Bereiche, in denen Frauen unter den Strukturen von Politik oder Gesellschaft hier oder weltweit noch leiden. In Berlin war er 2019 erstmalig Feiertag – und darum im Fokus stärkeren öffentlichen Interesses auch hier bei uns.

Wir wollen nicht, dass der Weltfrauentag nur ein Tag des Konsums wird, wie leider manche solcher Gedenktage. Es geht nicht um Verdienst für Blumenhändler, die Süßwarenindustrie oder Restaurantbetreiber, sondern um die Verdienste von Frauen in vielen Bereichen des Lebens“, waren sich Frauen aus verschiedenen Bereichen der „Frauenarbeit“ im Kirchenkreis Herford einig. Darum überlegte man, am Sonntag nach dem 8.März bewusst einen Frauen-Gottesdienst zu feiern, weil Jesus selbst stets Grenzen überwunden hat – eben auch die starren Grenzen zwischen Männern und Frauen zu seiner Zeit.

Vor ihn gehören gelungene Geschichten über gelingendes Miteinander der Geschlechter, aber auch das Leiden an manchem, wo es eben noch nicht gelingt, war schnell klar.

Und da der 10. März 2019 der erste Sonntag zugleich der diesjährigen Passionszeit war, stand auch schnell fest, dass man zwei Themen miteinander verbinden konnte – den Start der Fastenaktion der EKD „Klimafasten: So viel du brauchst“ und eben der Blick auf Lebenssituationen von Frauen, die heute leiden unter den Lebensbedingungen, in denen sie leben. Die diesjährige Broschüre zum „Klimafasten“ setzt sich nämlich – neben vieler andere Punkte wie Vermeidung von Plasikmüll, bewusster Verzicht auf manche klimaschädliche Einkauf (Erdbeeren im Winter),...- dafür ein, einmal genauer hinzusehen, woher z.B. meine Kleidung stammt, die ich mir als „Schnäppchen“ oft bedenkenlos und in unnötig großen Mengen manchmal anschaffe.

In einer Dialogpredigt im Gottesdienst über „Leiden“ ging es dann um Jesu Leiden bis zum Kreuz und schließlich am Kreuz und um das Leiden vieler Frauen – z.B. in der Bekleidungsindustrie in Billiglohnländern, wie etwa Bangladesch, wo Menschen unter den Arbeitsbedingungen leiden, die ihnen dort aufgezwungen werden. Kritisch wurde auch hinterfragt, wo das westliche Konsumverhalten unserer Zeit mit Anteil an diesem menschlichen Leid dort hat und wie man im Sinne der biblischen Schöpfungsverantwortung und der weltweiten Verantwortung der Geschöpfe füreinander Umkehr versuchen kann.

„Wieviel benötige ich wirklich von dem, was es hier billig zu kaufen gibt, aber eben die Menschen dort vor Ort viel kostet – Unterbezahlung, Gesundheitsgefahren, Pestizideinsatz....“ – erklärte eine Mitwirkende aus dem Vorbereitungsteam, das sich aus Frauen des Frauenausschusses und aus dem Bezirksverband der Frauenhilfe zusammensetzte, „dieser Frage müssen wir uns stellen. Für uns kostet ein Kleidungsstück vielleicht wenig Geld, aber die Kosten der anderen sind sehr hoch. Es benötigt Mut, sich die globalen Zusammenhänge von Leiden dort und Überangebot hier vor Augen zu führen und sich dem: „Auch durch dich!“ zu stellen.“

Pfarrerin Eva-Maria Schnarre und Frauenausschussmitglied Elke Fiefstück entwickelten in ihrem Predigtgespräch aber eben nicht nur ein vorwurfsvolles „Spiegel-Hinhalten“, sondern zeigten die Möglichkeiten auf, wie man hier vor Ort mit dafür sorgen kann, dass sich in den Herstellungsländern möglicherweise etwas verändern könnte.

Im Anschluss an den Gottesdienst kamen viele Gottesdienstbesucherinnen und –besucher dann der Einladung ins angrenzende Gemeindehaus nach. Bei einer einfachen aber leckeren Gemüsesuppe wurde noch viel diskutiert über die im Gottesdienst angeschnittenen Themen, die viele sehr nachdenklich gemacht hatten.